Prolog am Mittwoch

Ich hatte am Tag zuvor Alex Auto aus der Heimat geholt. Morgens mit dem Zug hin, abends mit dem Auto zurück. Dort war ja noch der ganze Festival-Krams vom Deichbrand (und mein Rennrad) drin.

Das wäre an sich ja schon ein relativ anstrengender Tag gewesen. Dazu kam der Fakt, dass der Wagen ab Magdeburg ein kleines bisschen lauter als normal war. In Dresden stellten Alex und ich gegen Mitternacht fest, dass der Auspuff vorm Endschalldämpfer einfach durchgebrochen war. Schade.

Donnerstag: Anreise

Der Anreisetag begann also damit, dass wir den Auspuff notdürftig festbasteln mussten, damit auf dem bekannten Acker, der als Parkplatz dient, nichts abfällt. Ein bisschen Redneck-Engineering, während wir das Dosenbier aus Tschechien (pfandfrei) einluden.

Kurz vorm Ziel trafen wir Lena, die mit dem eigenen Auto aus Bayreuth angereist war. Und während sie auf dem Parkplatz noch den geschenkten Schwimmring zwangsumarmte, um die Luft herauszubekommen, packten Alex und ich die Sackkarre und den Fahrradanhänger. So eine Absorberkühlbox und eine darin geschmuggelte Gasflasche ist schon was feines, wenn man sein Bier kalt haben möchte.

Irgendwie war vom letzten Highfield die Erinnerung verloren gegangen, wie schlimm der Boden auf dem Zeltplatz ist. Die gesamte Insel ist ja künstlich aufgeschüttet. Nach ca. zehn Zentimetern kommt irgendeine unfassbar harte Schicht. Es war also echt nervig, die Zelte und Abspannleinen mit den Nägeln festzubekommen. Was zu sichtlichem Frust bei Lena führte, ihr Zelt nicht alleine aufstellen zu können.

Alex hat aber mehrere Stunden unaufhörlich optimiert, bis unser Aufbau mit dem Pavillon zumindest für die Nacht stabil war.

Opening Party

Wir starteten irgendwann mit Einbruch der Dunkelheit zur Eröffnungsparty an den Strand. Der Regen wurde immer stärker, sodass Alex sich irgendwann verabschiedete. Lena und ich haben den Regen ignoriert und einfach eine ganze Weile Barfuß im kalten Sand getanzt.

Musikalisch war es eine Mischung aus irgendwie allem. Aber alle halbe Stunde gab es immer mal wieder rockige Musik. Insofern war das schon ganz gut aushaltbar. Und wenn man gute Laune hat, kann man ja zu fast allem tanzen.

Freitag

Der erste echte Festivaltag begann mit der Anreise von meinem Kollegen Jonas, der den Weg aus Bern auf sich genommen hatte. Was allerdings von seinen beiden Freunden Simon und Cindy mit ihrer Anreise aus Zypern getoppt wurde.

Wir vergrößerten das Camp um einen weiteren Pavillon und Zelte. Es war für den Nachmittag und die kommende Nacht starker Regen angekündigt. Insofern steckten wir etwas mehr Arbeit in den Aufbau des Camps Alex optimierte wieder mehrere Stunden bis zur Zeltnagel-Perfektion und Vivi reiste auch irgendwann vormittags an.

Neonschwarz

Musikalisch begann das Festival um 17:00 Uhr mit Neonschwarz, von denen ich mir recht viel erhofft hatte. Leider wurde ich etwas enttäuscht.

Der Gesang von Sängerin Marie Curry war live erstaunlich schwach. Der Sprechgesang von allen drei Musikern war zwar richtig gut, aber wenn die Hooks alle nicht zünden, macht es nicht so richtig Spaß.

The Hunna

Lena und ich sind also rüber zur Green Stage, wo wir die Reste von The Hunna hörten. Das war richtig guter Rock und für uns komplett unerwartet.

Was aber auch daran lag, dass wir beide in diese Band vorher nicht reingehört hatten.

Sondaschule

Bei der Sondaschule hatte ich noch den verpennten Auftritt vom Rock im Park nachzuholen. Alex und Vivi kamen während der Wartezeit zu Lena und mir dazu. Und ich unterhielt mich mit der netten Dame, die meine Frage nach einem Selfie mit ihrem Dino damit erwiderte, dass sie selber unbedingt mit drauf muss.

Sondaschule selber war soweit ok, hat mich aber auch nicht so richig abgeholt.

Auf der einen Seite hat es die Tontechnik tatsächlich geschafft, die Beschallung ins Publikum bis zur Mitte des ersten Songs nicht einzuschalten. Das zerstört natürlich jedes Intro, wenn man nur Soundmatsche von der Bühne hört.

Andererseits haben die Jungs ziemlich viel vom neuen Album gespielt, was ich bis zu dem Zeitpunkt noch nicht so intensiv gehört hatte. Dazu konnte man dem Sänger anmerken, dass er nicht so richtig Lust auf den Auftritt hatte. Schade, aber leider sieht man das hin und wieder bei Künstlern.

Außerdem kam die Erinnerung an einen der Nachteile vom Highfield Festival wieder: Vor der Green Stage besteht der Untergrund aus ziemlich großen Steinen. Das macht das Tanzen ganz schön unangenehm, insbesondere in Chucks oder Gummistiefeln.

Das nächste Mal habe ich beim Highfield entweder meine Bergstiefel oder Springerstiefel dabei.

Electric Callboy

Nach Sondaschule waren theoretisch 75 Minuten Zeit, bis auf der gleichen Stage Electric Callboy starten sollte.

Ich bin raus, um kurz auf Klo zu gehen und über eine Stunde vor Beginn war die Schlange zum Infield schon mehrere hundert Meter lang. Dass der Hype um die Jungs so groß ist, hab ich nicht erwartet.

Die Schlange war sehr Deutsch: Die Menschen stellten sich brav in Zweierreihen hinten an.

Ich war an der Stelle dreist und mogelte mich einfach ganz vorne dazwischen. Die ersten zwei Leute angequatscht, während ich mich zwischen die Reihen schob. Daraufhin die nächsten beiden Leute links von mir in ein Gespräch verwickelt, so dass alle dachten, dass ich irgendwo dazu gehörte. Nicht die feine englische Art, aber auf fairem Wege hätte ich das Konzert von draußen sehen müssen…

Kurz vor Öffnung des Einlasses zum Infield wurde dann doch gedrängelt ohne Ende. Die Security deeskalierte so gut es ging, während jetzt mehrere Hundert Menschen versuchen, sich vorne reinzuquetschen. Wer in der Schlange weiter hinten stand, war zwar nett, aber auch verloren.

Das Konzert war wie erwartet super. Ich hatte einerseits die Jungs Anfang Mai in Dresden im Schlachthof gesehen, andererseits auch schon einige Gigs der Festivaltour auf Youtube angeschaut. Die Sänger Nico und Kevin waren emotional, dass sie seit diesem Jahr endlich wieder Konzerte spielen können, die Festivalsaison mit dem Highfield aber auch schon wieder endet.

Ich hab mich in der Moshpit ordnungsgemäß kaputt gefeiert, sodass ich nach dem Konzert komplett am Ende war.

Neu war die Erfindung des Musikgenres “Schlagercore”, denn zur aktuellen Single Hurrikan wurde die Menge zu Discofox aufgefordert. Was erstaunlich gut funktioniert hat. Zwei 130kg Metalheads Arm in Arm 1-2-Tipp tanzen zu sehen, war schon süß.

Pause am Camp und verpasste Bands

Ich bin also danach alleine zurück zum Camp, wo Alex und Vivi rumhingen.

Während der Pause mit einer Ibu und einem (mglw. auch zwei bis drei) Bier fasste ich den Entschluss, nicht mehr zu Kraftklub zu gehen. Zu Bring me the Horizon war es leider eh zu spät. Aber die Pause war nötig. Immerhin ist das Highfield das dritte Festival dieses Jahr. Und ich hab es auf keinem der Festivals ruhig angehen lassen.

Dass ich Bring me verpasst habe, hat mich allerdings im Nachhinein ganz schön geärgert. Insbesondere, weil Cindy, Simon und Jonas am nächsten Tag so positiv berichteten.

Strand und Aftershowparty

Alex, Vivi und ich entschlossen uns, den Abend am Strand ausklingen zu lassen. Der See mit Strand ist einer der großen Pluspunkte vom Highfield.

Wir schmuggelten also einige Biere an den Securities vorbei.

Die Strategie für sowas ist einfach:

Zügig auf die Securities zugehen, so tun als wäre man überrascht, dass man kein Bier mitnehmen darf. Die Dose in der Hand demonstrativ in einem großen Schluck austrinken und direkt vor der Kontrolle in die vorgesehenen Mülltonnen werfen. Den großen Schluck kann man ja wunderbar faken, die Dose kann schon fast leer sein. Dabei Augenkontakt mit den Leuten halten, einen lockeren Spruch über das schnelle Trinken vom Bier bringen und durchgehen. Dann kommt niemand auf die Idee, die Seitentaschen der Hosen, welche durch den Augenkontakt und die Trinkablenkung außerhalb des Sichtfeldes sind, zu kontrollieren :)

Wir chillten also am Strand, nach einer Weile kam Lena dazu. Sie war bis dahin auf der zweiten Stage bei Bosse unterwegs.

Gegen 10 begann auf der Beachstage die gleiche Party wie am Abend zuvor. Dieses Mal nicht Opening- sondern Aftershowparty genannt.

Lena und ich sind also irgendwann rüber zum Tanzen, Alex und Vivi zurück ins Camp.

Es regnete noch wesentlich stärker als am Abend zuvor. Den Regen einfach zu akzeptieren und unbeschwert zu tanzen, hat super Spaß gemacht. Das Highlight war, zu Toto’s “Africa” mit den grob 30 Leuten mitzusingen.

I bless the rains down in Africaaaaaa…

Irgendwann gegen zwei Uhr ging die Gleichung zwischen Müdigkeit und Kälte gegenüber der Musikauswahl nicht mehr auf. Es gab ja weiterhin einen Mischmasch aus Rock, Hip-Hop und komischem Zeuchs, was ich nicht kannte.

Wir machten uns also doch zurück zum Camp auf, tranken einen Scotch zum Abschluss und dann war auch gut. Es war schließlich eiskalt und es regnete weiterhin in Strömen.

Samstag

Am Samstagvormittag stellten wir fest, dass unser Camp bis auf ein paar doofe Fehler dem Regen in der Nacht gut standgehalten hatte. Die Wettervorhersage wurde langsam besser, der Boden war aber trotzdem ein einziger Matschhaufen.

Der Stimmung tat das größtenteils keinen Abbruch. Cindy entschloss sich für einen Tag nach Leipzig abzureisen, weil sie die falschen Schuhe dabei hatte und die beiden Bands, die sie sehen wollte, spontan absagen mussten.

Moop Mama

Ich hatte von Moop Mama viel erwartet, aber selbst das wurde noch übertroffen.

Alex, Lena, Vivi und ich waren mal wieder ganz vorne drin und haben musikalisch etwas wirklich Großartiges gesehen. Dass Blasmusik mit zwei Drums und einem Rapper so viel Spaß machen kann, hat wohl niemand erwartet.

Musikalisch anspruchsvoll und richtig gut gemacht. Dass die Texte intelligent und witzig sind, wusste ich ja vorher schon. Die Musiker wissen offensichtlich alle sehr gut, wie sie mit ihren eher klassischen Instrumenten live aufzutreten haben.

Leider ist Moop Mama dieses Jahr nicht mehr auf Tour. Aber wenn sie es nächstes Jahr sind, bin ich der Erste, der ein Ticket zu einem Clubkonzert kauft. Auch wenn auf Grund der Größe der Band und der Instrumente von einem kleinen Club wie der Groove Station nicht mehr viel übrig bleiben dürfte.

Die Jungs wussten allerdings auch, wie man mit dem Publikum umzugehen hat und haben ihre Songs entsprechend auf Festival und tanzwillige Menschen angepasst.

Provinz

Ich war ja durchaus skeptisch, nachdem ich irgendwann mal in Provinz reingehört hatte. Trotzdem ließ ich mich von Lena überzeugen, der jungen Band live eine Chance zu geben.

Alles relativ poppig und seicht, ich hatte sofort eine Assoziation zu “Von wegen Lisbeth”. Aber wenn Basser und Drummer zu grooven wissen, kann auch Pop Spaß machen.

Lagwagon

Auf dem Rückweg ins Camp hörten wir beim Vorbeilaufen in Lagwagon rein. Eigentlich waren die Punkveteranen auf meiner Liste.

Wir hörten das typische nervige Gelaber, was anscheinend die alternden amerikanischen Bands alle so an den Tag legen. Nur dass im Gegensatz zu z.B. Offspring hier die Musik sehr schlecht gealtert ist. Das war einfach nur schlecht gespielter Krach.

Kann man das also, falls Lagwagon nochmal auf Festivaltour in Europa sein sollte, durchaus ausplanen.

Pause am Camp und am Strand

Wir verbrachten einige Zeit im Camp bei Hopfenkaltschalen aus der Kühlbox. Jonas, Lena, Simon und ich fachsimpelten dabei über Musik jeglicher Art.

Da die Duschen irgendwie ganz schön weit weg waren, entschieden Lena und ich uns, den See zum Schwimmen zu nutzen. Nach der Karibik war das alles ein kleines bisschen kälter als gewohnt, aber echt angenehm und eine gelungene Abwechslung.

Antilopen Gang

Ich startete alleine zur Antilopen Gang, da ich die kurz später, aber doch parallel spielenden Donots ja schon auf dem Rock im Park gesehen hatte.

Die Außenseiter des deutschen Hip Hops höre ich ja echt gerne. Und nach dem nicht so tollen Neonschwarz-Auftritt hat das echt Spaß gemacht.

Als es dann allerdings zum Soloteil von Danger Dan überging, bin ich schnell los. Ich mag das Soloalbum von Dan wirklich gerne. Aber es ist für ein Festival in Feierstimmung einfach genau das falsche. Und da die Donots einfach ein Garant für ein gutes Konzert sind, musste ich zusehen, dort noch ins Infield zu kommen.

Donots

Ich habe es so gerade und mit ein bisschen Drängeln noch ins Infield zu Alex und Lena geschafft. Die Donots waren ein paar Tage vorher als Ersatz für Bad Religion angekündigt worden. Anscheinend schon das zweite Mal in Folge für die Punkveteranen aus den USA, zu denen die Donots ja auch eine persönliche Beziehung haben.

Und nach dem Konzert muss man sagen, dass es für die Stimmung vermutlich gut war, die Donots statt Bad Religion vor sich zu haben. Alternde Punkbands aus den USA hatten wir ja vormittags schon kurz. Und das Cover von 21st Century Digital Boy war vermutlich besser, als es die Original Interpreten hätten spielen können.

Die Ibbenbürener haben den ganzen Gig mal wieder richtig abgeliefert und den Laden abgerissen. Und Ingo hat das Bad in der Menge ausgiebigst genossen. Das war ähnlich gut wie zum Frühsport beim Rock im Park, aber einfach weil es am frühen Abend war, eine ganz andere Stimmung.

Ich war das Konzert dann aber mal wieder alleine mitten in der Menge unterwegs. Beim Mitgrölen zu “So Long” hat dann meine eh schon angeschlagene Stimme vollständig versagt. Für den Rest des Abends war dann nicht mehr viel mit Singen bei mir.

Zum Ende des Konzerts ist mir noch eins der schönsten Festivalerlebnisse dieser Saison passiert: Der Drummer schmiss seine beiden Drumsticks ins Publikum. Ich war an einem zuerst dran und konnte ihn fangen. Direkt neben mir hatte eine Frau auch zugegriffen und natürlich festgehalten, so gut sie konnte. Ich war mir sicher, dass ich (allein schon wegen der Größe) zuerst dran war, und wir zerrten nun beide an dem Stick. Ich hätte vermutlich mehr Kraft gehabt, aber mein Nachbar zur Rechten hatte die Situation mitbekommen und schlug Schnick-Schnack-Schnuck vor, auf das wir uns beide zähneknirschend einließen. Wir sahen uns natürlich beide im Recht. Eine Hand fest am Drumstick duellierten wir uns über drei oder vier Runden, in denen wir immer die gleiche Geste zeigten. In der folgenden Runde verlor ich schließlich das Duell.

Es folgte ein gefühlt ewig andauernder Moment, bis wir beide realisiert hatten, dass ihr Brunnen meine Schere schlägt, bis ich den Stick losließ und ihr gratulierte. Dieser Moment ging in den nächsten ewigen Moment über, bis sie realisiert hatte, dass ich Wort halte und sie wirklich nun den Drumstick gewonnen hatte. Sie brach in Freudentränen aus, fiel mir am ganzen Körper zitternd und schluchzend um den Hals und hat sich mehrere Minuten einfach nur bedankt.

Ich glaube, ich habe dort jemanden sehr sehr glücklich gemacht. Was mich sowohl in dem Moment als auch zwei Wochen später beim Tippen des Blogs selber viel froher macht, als es das Stück Holz vom Donots-Drummer je hätte machen können.

Annenmaykantereit

Zwischen den Donots und Annenmaykantereit war mal wieder eine ganze Menge Zeit und es war problemlos möglich, das Infield zu verlassen und wiederzukommen. Was für einen Samstagabend um 21:00 Uhr echt ungewöhnlich ist. Aber hier war vermutlich zu merken, dass das Highfield nicht ausverkauft war. Vivi stieß zu uns und kurz vor dem Konzert war das Infield dann auch voll.

AMK hat den Abend richtig aufgefahren. Die drei Kölner hatten ihre neue Bassistin Sophie Chassée dabei, von der ich nichts mitbekommen hatte. Aber der letze Live-Auftritt, den ich gesehen hatte, war auch 2019 in Dresden am Elbufer, noch mit Malte Huck am Bass.

Der Sound war richtig gut. Unterstützt wurden die vier Bandmitglieder von gleich vier Bläsern und vier Streichern. Bisher kannte ich live nur die Besetzung durch Ferdinand Schwarz mit einer Trompete . Entsprechend hat sich das Arrangement der Titel nochmal ganz schön erweitert. Das hat richtig Spaß gemacht, selbst die Songs vom ersten Album nochmal so frisch zu erleben.

Musikalisch eins der absoluten Highlights des Festivals. Ich hab lange keine so runde Live-Performance gesehen. Alex und Vivi verabschiedeten sich nach einer halben Stunde, Lena und ich quetschten die letzten Töne beim Mitsingen aus den Stimmen heraus.

Auch hier wieder, analog zu Moop Mama der Plan, für die nächste Tour Tickets zu kaufen. Im Idealfall für Clubkonzerte, aber dafür ist AMK wohl mittlerweile zu groß.

Beendet wurde das Konzert nicht, wie früher, mit “Barfuß am Klavier”, sondern mit “Tommi”. Finde ich sehr passend. Ich mag den Song sehr.

Sonntag

Kaffkiez

Mit Kaffkiez ging es mir ähnlich wie mit Provinz. Kurz reingehört, für zu poppig befunden und mich vor Ort doch von Lena überzeugen lassen, der Truppe live eine Chance zu geben.

Genau solche Bands brauchen wir ganz dringend. Nachdem ich neulich mal wieder Radio gehört habe und mir bei dem ganzen Jammerkrams fast übel geworden ist, macht Kaffkiez Hoffnung für die deutsche Popmusik.

Handgemacht, netter Groove, seichte aber ehrliche Texte. Kann man echt machen, tanzbar ist es allemal. Und sympathisch wirken die Jungs definitiv.

Zebrahead

Nach dem entspannten Einstieg in den Tag gab es direkt danach von Zebrahead das harte Rock-Brett ins Gesicht. Jonas kam dazu. Wir hatten das ganze Wochenende noch kein Konzert gemeinsam vorne drin erlebt, weil wir immer bei verschiedenen Bands waren. Es hat Lena und mich tatsächlich ein paar Songs zum Umschalten der Musikrichtung gebraucht, aber danach war es der erwartete Abriss.

Jonas und ich waren nach dem Anfang praktisch die ganze Zeit im Circle Pit unterwegs. Da die Musik zwar hart, aber wenig aggressiv ist, wurde praktisch kaum gemoscht. Sondern sich einfach viel bewegt und nur am Rande mal etwas geschubst.

Anstrengend war es auf Grund der vielen Crowdsurfer trotzdem, aber ich bin ja nicht zum Spaß immer gerne mitten drin :)

Montreal

Der nächste Wechsel der Musikrichtung: Alex und Vivi stießen zu Lena und mir dazu. Jonas war irgendwie weg. Montreal war fast etwas zu poppig nach Zebrahead, aber ab dem dritten Song haben wir auch dort voll mitgesungen. Das ist einfach netter “Pop-Punk” oder wie auch immer man das nennen mag.

Drummer Max Power machte sich einen Spaß daraus, seinen Job an den Drummer von Madsen abzugeben und sich vom Publikum Bier zu erschnorren, statt seiner Arbeit nachzugehen.

Ich kannte mehr Songs als erwartet, obwohl ich beim letzen Livekonzert von Montreal in der Groovestation vor ein paar Jahren wegen eines Treffers in den Magen früher nach Hause musste.

Lena und ich standen in der ersten Reihe und waren, dem Kameramann direkt vor unserer Nase nach, wohl ständig im Livestream zu sehen. Leider wurde der Auftritt von Montreal bis heute nicht zum nachträglichen Schauen veröffentlicht und das wird wohl auch nicht mehr passieren.

Das Konzert war super, aber entsprechend war meine Stimme danach auch komplett im Sack.

Beachpause

Wir machten uns also auf den Weg zurück zum Camp. Vivi verabschiedete sich vom Festival. Alex, Lena und ich nutzten das mittlerweile richtig gute Wetter für einen erneuten Besuch am Strand. Einfach mega, wenn man Festival und Baden im See so einfach verbinden kann.

Ich erwähnte es bereits, das ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal vom Highfield, wenn das Wetter mitspielt.

Clueso

Da ich ja Madsen auf dem Deichbrand gesehen hatte, wollte ich zumindest den Anfang von Clueso sehen.

Das war musikalisch gut gemacht, insbesondere war es aufwändig arrangiert. Aber mir war das für ein Festival und überhaupt für meine Stimmung in dem Moment viel zu wenig eskalativ. Man könnte fast sagen, es war mir zu langweilig.

Ich bin dann also nachvier bis fünf Songs wieder los.

Madsen

Ich weiß gar nicht, warum Madsen nicht schon länger auf meinem Radar ist. Die Truppe macht ja schon irgendwie 20 Jahre Musik.

Nachdem ich auf dem Deichbrand ja nur die letzten Minuten gesehen hatte, waren Alex, Lena und ich dieses mal das ganze Konzert vor Ort. Das war richtig gute deutsche Rockmusik.

Abgesehen von den sehr bekannten Hits war mir das letzte Mal schon der Song “Love is a killer” aufgefallen, welcher “Radar Love” von Golden Earring integriert bzw. zum Teil ein Cover ist. Echt gut gemacht, gerade wenn man das Original mag. Ganz witzig war der Fakt, dass auf Ansage des Sängers dazu eine Moschpit nur für Frauen eröffnet wurde, was erstaunlich gut funktioniert hat.

Außerdem ist mir “So cool bist Du nicht” in Erinnerung geblieben. Eine wirklich schöne Ballade, die Sänger Sebastian Madsen mit seiner Partnerin und Tour-Keyboarderin im Duett sang.

Broilers

Nach Madsen hatten wir leider mal wieder über eine Stunde Wartezeit bis zu den Broilers. Da mittlerweile doch einige Menschen abgereist waren, war es problemlos möglich, das Infield zu verlassen und 30 Minuten vor Beginn wiederzukommen. Trotzdem ist das ein Problem des Highfields. Bands überlappen sich immer zwischen den Bühnen, bleibt man an einer Bühne, muss man ewig warten.

Ich war das ganze Wochenende schon ein bisschen erkältet, aber in dieser Wartezeit ging es mir dann irgendwann richtig dreckig. Wenn man dann mal zur Ruhe kommt, holt der Körper sich wohl die Pause, die man ihm vorher nicht gönnen wollte. Das bedeutete also für mich, sich bei den Broilers noch ein letztes Mal zum Abschluss der Festivalsaison durchzubeißen. War nicht so wirklich schön, ging aber doch irgendwie, als es endlich losging.

Die Broilers haben im Prinzip das gleiche Konzert wie auf dem Rock im Park gespielt, nur dass diesmal Bassistin Ines wieder am Start war. Sie war bei RAR und RIP irgendwie ausgefallen.

Tolles Konzert. Nur überrascht hat mich einfach nicht mehr viel. Selbst die Witze in den Ansagen zwischen den Songs waren die gleichen. Aber auf dem Niveau ist vermutlich auch kein Platz mehr für Spontaneität. Auch wenn man den Jungs und Mädels ansehen konnte, dass sie noch wirklich Spaß auf der Bühne haben.

Ich mischte mich mal wieder mitten in die Menge. Sehr angenehm war, dass wenig gemoscht, aber viel getanzt wurde. Und nach einem der ersten Circles war ich plötzlich ganz vorne in der zweiten Reihe.

Überhaupt waren die Cirlepits riesig, teilweise das gesamte Infield bis hinten ans Gitter groß. Das hat schon ganz gut gerockt.

Während der letzten Songs hat mein Kreislauf irgendwann beschlossen, dass jetzt mal gut mit Konzert sei. Insofern bin ich etwas früher raus, was natürlich den Vorteil hatte, der Masse an Menschen zu entgehen.

Leicht melancholisch, ziemlich krank und mit etwas zu Essen in der Hand habe ich den letzten Song dann von weiter hinten gesehen.

Auf dem Rückweg traf ich Alex und Lena wieder, die zwar nicht krank, aber auch leicht melancholisch wegen der beendeten Saison waren.

Abreise am Montag

Der Abbau am Montag war relativ problemlos. Ich war mit Ibu und Taschentüchern bewaffnet auch einigermaßen in der Lage, meinen Teil beizutragen.

Die Sackkarre war ganz schön schwer beladen, aber wir wollten nicht zweimal laufen. Entsprechend war der Weg bis zum Parkplatz ganz schön anstrengend, gerade weil ich nicht so fit war. Und die Karre habe ich dann auch vor Ort noch entsorgt. Der Fahrradanhänger als Transportmittel war allerdings die beste Idee des gesamten Festivals.

Auf dem Parkplatz angekommen, hatten wir nochmal über eine Stunde Wartezeit, weil die Organisatoren die Parkplatzwächter vergessen hatten. Der abfließende Verkehr stockte an allen Ecken und Enden, dabei wäre das alles relativ einfach lösbar gewesen.

Beim Highfield ist tatsächlich vieles gut, aber auch vieles kann man einfach besser machen. Da muss man einfach sagen, dass das Deichbrand bzgl. Organisation immer wieder Maßstäbe setzt.