Das Deichkind zu Gast in Dresden am Elbufer

Backstory

Irgendwann 2019, vermutlich gegen Ende des Jahres, wurde das 2020er Konzertprogramm für die Filmfestspiele in Dresden am Elbufer veröffentlicht. Alex und ich schauten, vermutlich im Barneby, über das Programm und hatten ein herrliches Missverständnis. Ich wollte unbedingt zu den Broilers, er zu Deichkind. Und anders herum waren wir jeweils nur so halb überzeugt. Er ging am nächsten Tag los, kaufte zwei Deichkind-Tickets und wollte nochmal über die Broilers nachdenken. Natürlich war das Broilers-Konzert am nächsten Tag ausverkauft. Ich war leicht angefressen und hatte nun ein Deichkind-Ticket. Ungefähr so ist die Story in meiner Erinnerung. Vermutlich stimmt nicht mehr alles genau. Ist ja fast drei Jahre her.

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Die Gegenwart

Mit zwei Jahren Verspätung ging es also nun an die Elbe. Und das auch noch ohne Alex, der leider spontan krank geworden war.

Wir waren eine große Gruppe von über zehn Leuten, in der niemand alle kannte, über eine Ecke aber doch irgendwie alle verbunden waren. Mit Jenny, Sascha und Fabian waren auch Teile der Rock im Park-Truppe nach Dresden angereist. Sehr cool.

Gegen sechs standen wir zu viert mit einem Wegbier in der Hand auf dem Elberadweg. Angekündigt war auch ein Einlass um 18:00 Uhr. Sehr sehr deutsch stellen sich die Menschen so nach und nach in Reih und Glied an. Wir haben das ignoriert. Die Schlange wurde aber immer länger und wir wurden einfach irgendwann ein Teil dieser.

Bis das Konzert losging, sollte noch etwas Zeit vergehen. Wir hatten uns nach dem Einlass auf der ersten Stufe plaziert. So nach und nach trudelte der Rest der Gruppe ein. Ganz nett an dem Platz war, dass direkt vor uns eine mobile Zapfanlage stand. Und nach der zweiten Runde konnten wir direkt vom Platz bestellen und mussten nichtmal mehr die drei Meter laufen. Insofern war die Wartezeit zu verkraften, auch wenn es nur unnötig teures Radeberger gab.

Gegen 21:15 Uhr ging dann mit brutalem Sound und Schattenspielen hinter dem Vorhang die Show los. Ich bin ja eigentlich kein Deichkind-Fan, aber hier war ab dem ersten Song der Laden am Brennen.

Musikalisch gibt es nicht viel zu berichten. Live war nur der (Sprech-) Gesang, der Rest war vom Band. Und ich kenne die Songs nicht gut genug, um da eine Aussage zur Qualität zu machen.

Was mich aber bei diesem Konzert, und das ist neu für mich, primär beschäftigt hat, ist die Bühnenshow. Normalerweise bin ich wegen der Musik und der Musiker da. Wenn man selber mal aktiv Livemusik gemacht hat und ein oder mehrere Instrumente spielt, gibts da einfach immer viel im Detail zu entdecken. So wie ein Schauspieler im Theater mehr Details sieht, so wie ein Künstler in der Galerie mehr Details sieht.

Zu den drei Deichkind-Rappern gesellten sich je nach Szene drei bis vier Tänzer. Alle sechs bis sieben Menschen waren aber immer gleich gekleidet und verhüllt. Man hat den Unterschied ausschließlich am Mikrofon in der Hand gesehen. Selbst die Bewegungen der Arme zum Mund waren synchron. Ich hab mir die Frage gestellt, warum den Tänzern nicht einfach ein falsches Mic in die Hand gedrückt wurde.

Die Bühne selber bestand aus einigen ca. fünf Meter hohen motorisierten Obelisken, die sich auf der Bühne bewegt und gedreht haben. Zwischen den Szenen wurden Teile des Bühnenbilds vom Hintergrund und den Obelisken “abgezogen”, sodass sich ständig ein neues Gesamtbild ergab. Dazu gab es auch noch halbhohe Podeste, auf denen Tänzer und Musiker herum gefahren wurden. Das zusammen mit den geschickt verpackten Kostümwechseln, wo dann mal nur kurz drei Leute auf der Bühne waren, war schon beeindruckend. Man hat ja nie gesehen, wie viele Tänzer und wie viele Musiker sich gerade umziehen, wenn man nicht sehr sehr exakt hingeschaut hat.

Das berühmte Fass kam selbstverständlich auch zum Einsatz. In diesem Fall zu “The Power of Love” von Frankie Goes to Hollywood. Keine Ahnung, ob das eine Deichkind-Fass-Tradition oder nur Teil dieser Tour ist.

Für mich war das alles eher ein Theaterstück als ein Konzert. Klar, gegen Ende wurden die großen Hits wie “Bon Voyage” und “Remmidemmi” auch von mir mitgefeiert. Im Allgemeinen war die Stimmung wirklich extrem gut. Das gesamte Innfield war dauerhaft voll von Hiphop-Armen in der Luft. Und von den Leuten, die ich vorn mittendrin kannte, hab ich im Nachhinein auch nur Gutes gehört.

Zum Ende gab es noch ein herrlich bescheuertes Im-Kreis-Tanzen aller Darsteller zu Cream’s Whiteroom.

Nach dem Konzert ging es dann nach einem Mitternachtssnack noch auf ein paar Getränke an den Kicker im HD.