Interrail-Tour Teil 5: Historisches Rom und Vatikanische Museen
Tag 3: Kolloseum, historisches Rom, Pantheon
Ich hatte im Vorhinein aus Dresden beim Kauf meines Rome City Pass schon einen Termin mit dem Kolosseum ausgemacht. Denn anscheinend sind die verkauften Tickets begrenzt. War eine gute Idee, ich konnte an der Schlange einfach vorbei gehen.
Die Tour durch das Kolosseum begann mit einer Entäuschung. Um in den unteren Bereich zu kommen, benötigt man ein “Full Experience Ticket”, was nochmal ein paar Euro mehr kostet. Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht ganz klar, was das nun bedeutet und wo ich alles nicht hin darf. Insofern war ich kurz davor, eine Revolte anzuzetteln.
Aber gut, erstmal los. Es gab ein relativ unspannendes Vorgeplänkel mit ganz schön vielen Ausstellungsstücken. Ich hab ein bisschen was angeschaut und auch die Tafeln mit Erklärungen gelesen. Kann man machen. Wenn man sich wirklich für das alte Rom interessiert, ist es vermutlich auch gut gemacht. Aber für mich war es nicht so spannend und ich war froh, dass ich keine Guided-Tour gebucht hatte und zwei Stunden für diesen Abschnitt gebraucht habe, während mir der Guide ein Ohr abkaut.
Nach der Aussstellung ging es endlich raus in die pralle Sonne auf den Oberrang. Oder wie auch immer das in einem Stadion vor grob 2000 Jahren genannt wurde. Das hat richtig Spaß gemacht. Einfach beeindruckend, was dort vor so langer Zeit errichtet wurde. Und wieviel davon tatsächlich auch noch steht. Wie es immer so ist, die Größenordnung lässt sich relativ schlecht auf Fotos abbilden. Aber die Arena hat im Prinzip die Größe eines Fußballfeldes. Wenn man ein bischen um die Ecken schaut, sieht man, was alles damals schon getan wurde, um die Massen an Zuschauern rein und wieder raus zu bringen. Schon ganz schön durchdacht.
Unter dem (teilweise nachgebauten) Holzboden wurden wohl in verschiedenen Gängen mit Käfigen die Tiere, Gladiatoren etc. gehalten, um sie über Rampen und Bodenklappen in die Arena zu lassen. Einen dieser wilden Tiger habe ich schlafend auf dem Rang gefunden. Hatte sich wohl verlaufen.
Ich habe dann irgendwann festgestellt, dass ich mangels des extra Tickets nicht auf den Holzboden drauf durfte, aber von der anderen Seite einigermaßen nah an die Unterkellerung ran konnte. Ich find es immernoch dreist, dass man da nochmal preislich unterscheidet, aber eine Revolte wäre es wohl nicht wert gewesen. Also alles ok, wie es gelaufen ist. Das Vorbuchen des Tickets hatte mir zumindest mal wieder eine weitere Stunde in der prallen Sonne gespart.
Weiter ging es ins Forum Romanum, also den historischen Marktpklatz vom alten Rom. Direkt daneben ging es auch noch den Palatin hoch. Das ist einer der Hügel von Rom mit dem ältesten Teil der Stadt. War beides im Kolosseum-Ticket enthalten und bietet sich auch einfach an, wenn man einmal da ist. Nicht so beeindruckend wie die Arena, aber schon ganz cool.
Insgesamt war ich also knappe drei Stunden mit dem historischen Rom beschäftigt.
Nach einem kurzen Abstecher zum Piazza del Campidoglio, dem Kapitolsplatz, wollte ich eigentlich den Tiber entlanglaufen. Irgendwie ist Rom hier anders als andere Städte. In den meisten anderen Städten hat man zumindest auf einer Flussseite eine größere freie Fläche am Fluss und ggf. noch eine Promenade. Der Fluss in Rom ist einfach weggesperrt hinter Mauern. Seltsam.
Angekommen am Pantheon gab es dieses mal keine Schlange. Man konnte einfach rein gehen. Eine der ältesten Kirchen Roms, die bekannt für das Oculus in der Kuppel ist. Auch das ist relativ schlecht auf einem Foto abzubilden, aber man sieht deutlich den Lichtkegel der einstrahlenden Sonne. Da muss man selbst mal dagewesen sein. Es lohnt sich.
Da ich so langsam Hunger hatte, bin ich einige Kilometer durch die Stadt zu einen Geheimtipp. Wenn man es genau nimmt, ist er wohl nicht ganz so geheim, sondern aus The Food of ROME | A Day in the Eternal City . “Panino con porchetta” ist eine römische Spezialität, die jeder, der Schwein isst, probiert haben sollte. Ich hab an dem Tag extra eine Ausnahme dafür gemacht. Ein kalter Schweinebraten, der im Er Buchetto auf einem Panini serviert wurde.
Ich hab mir dann aber nur noch mein Buch aus dem Hotel geholt und mich auf eine Bank im Schatten verkrümelt. Fünf Stunden Herumlaufen in der prallen Sonne waren genug für den Tag.
Zum Abendessen habe ich auf dem Rückweg ins Hotel an dem Restaurant direkt nebenan angehalten und mir eine Pizza mitgenommen. Ich hatte dann ein paar Minuten später eine der besten Pizzen, die ich je gegessen habe, für ganze sechs Euro auf meinem Hotelzimmer. So eine Pizzeria brauch ich immer in der Nähe.
Tag 4: Vatikanische Museen
Ähnlich wie beim Kolosseum hatte ich für die Vatikanischen Museen ein Zeitticket vorgebucht, um nicht anstehen zu müssen. Statt wie bisher die Wege in Rom hatte ich mich spontan für Frühstück in dem kleinen Café um die Ecke entschieden, um dann die Metro zu nehmen.
Die Metro funktioniert ähnlich wie die London Underground. Am Drehkreuz einfach seine kontaktlose Kreditkarte oder sein Smartphone an den Leser halten und rein maschieren. Abgerechnet wird dann, im Gegensatz zu London, nicht mit erneutem Scannen beim Verlassen, sondern “irgendwie” nach Tagesform. Von wem auch immer. Es sollte sich über die nächsten Tage in Rom heraussstellen, dass ich nur eine von vier Fahrten bezahlen musste. Zumindest waren bis zur Abfahrt aus der Stadt keine weiteren Buchungen in Google Pay bzw. auf der Kreditkarte zu sehen. Muss man wohl nicht verstehen. UPDATE: Wurde doch noch drei Tage später abgebucht.
Angekommen um kurz vor neun an den Vatikanischen Museen war die reguläre Schlange schon einige hundert Meter lang. Ich konnte einfach mit meinem Voucher vorbei gehen und ihn drin gegen das endgültige Ticket tauschen. In der Eingangshalle sah es aus wie auf einem Flughafen.
Die verschiedenen einzelnen Galerien unterscheiden sich, ähnlich wie im Louvre, grundlegend voneinander. Inhaltlich geht es natürlich immer um christliche Symbolik, also nicht so mein Thema. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Maria in der immer gleichen Pose so oft gemalt von so vielen verschiedenen Künstlern gemalt wurde. Es gab allerdings auch ein paar moderene Kusntgalerien. Thematisch immernoch nicht meins, sah aber schon besser und abwechselungsreicher aus.
Was ich eher spannend fand, waren die Skulpturen und die Architektur. Gebäude bauen kann die Kirche anscheinend. Und was die alten Meister da alles aus Steinen gehauen haben, ist beeindruckend.
Der gesamte Weg ist aber nur darauf ausgelegt, dass man ein bischen Zeit verbringt, bevor es zum vemeintlichen Highlight, der Sixtinischen Kapelle geht. Dabei gibt es auf dem festgelegten Weg noch einige optionale Ausstellungen, die man sich unbedingt sparen sollte. Ich habe mir zwei angetan und bin immernoch traurig um die verlorenen fünf Minuten Lebenszeit. Eine von beiden hatte ungelogen 400 praktisch identische Vasen aus der Privatsammlung von Papst Kermit. Das ist vielleicht nicht der ganz richtige Vorname, aber ich hab mir nur den gemerkt.
Es gab ein paar absurde Situationen mit Bezug auf die Sixtinsche Kapelle:
Es gibt in dem schicken Innenhof drei Aufsteller nebeneinander mit Bildern der Kapelle. Und von diesem Trio gibt es locker 30 Kopien. Vor jedem dieser steht ein Guide und erzählt seiner Gruppe Dinge zu dieser Kapelle. Ohne, dass man auch nur anhändernd in der Nähe wäre. Bei der Menge von Menschen an Menschen muss man schon ganz schön schubsen, um es in unter 30 Minuten dahin zu schaffen.
Innerhalb der Kapelle ist Fotografieren verboten und es wird um Stille gebeten. Das man aber bitte leise sein und nicht fotografieren soll, wird einmal pro Minute mit einer echt lauten Ansage aus Lautsprechern sichergestellt. Die Ironie ist einigen klar geworden, wenn man so in die Gesichter geschaut hat.
Da zu kamm, dass die Ansage live gesprochen wurde. Hört man einfach. Man sieht aber den Sprecher nicht. Und die Lautsprecher sind so viele und die Kapelle leicht hallig, dass man keine Ortung hinbekommt. Für mich hat sich das wie die Gedankenpolizuei in Orwells 1984 angefühlt.
Die Sixtinische Kappele an sich fand ich nichtmal besonders spannend. Ein Quader von Raum, architektonisch wenig beeindruckend. Und Wandmalerreien hat man einfach vorher schon echt viele gesehen. Klar, die Malereien da drin sind größtenteils von einem der vier Ninja Turtles gemalt und zeigen die biblische Geschicte vom alten und neuen Testament. Aber mich hat die Kapelle enttäuscht.
Nach grob zwei Stunden und einem Spießrutenlauf durch Restaurants und Souveniershops am Ende landete ich in einem kleinen, abgetrennten Bereich der Vatikanischen Gärten. Angedacht als Bereich zum draußen Essen, aber wirklich schön. Ich würde gerne mal in die richtigen Gärten hinter der Mauer. Aber dafür muss man wohl von How to become Pope zumindest ein paar Schritte gehen.
Nach der Entspannung draußen gab es unerwarteterweise noch eine Ausstellung mit Kunst aus Südamerika zu sehen, die mir gut gefallen hat. Und dann ging es über die riesige runde Treppe wieder aus dem Vatikan heraus.
Alles in allem hat es schon Spaß gemacht, durch die vatikanischen Museen durchzulaufen. Nicht der Knaller, aber wenn man entweder christlich ist oder sich für Kunst oder Architektur etwas begeistern kann, lohnt es sich. Wenn man vorher ein Ticket gekauft hat, denn 2-3 Stunden dafür anstehen würd ich nicht wollen.
Ich bin dann auf dem Mercato Trionfale, den wohl größten Markt für Frischwaren in Rom. Also einen richtigen Markt, nicht ein “Foodmarket” mit Streetfood von Menschen mit Männerdut und Undercut. Hier gehen die Locals einkaufen und hier gibt es alles, was irgendwie frisch ist. Riesige Mengen und Auswahl an Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Backwaren, Käse etc.
Bei einem der Bäcker hab ich mir ein Focaccia mit Tomaten gekauft. Richtig lecker! Allerdings war dieser Markt einer der wenigen Orte, wo man Bargeld benutzen musste. Dafür gab es praktisch keine Touries. Witzig war die Theke für ausschließlich frische Nudeln aller Art. Sowas hab ich noch nicht gesehen, aber wenn nicht in Rom, wo soll es so etwas sonst geben.
Ich bin dann gegen zwölf nochmals am Eingang der Vatikanischen Museen vorbei gelaufen. Die Schlange war mittlerweile locker 300 Meter lang. Und die Richtung der Schlange erklärt, warum eine U-Bahnstation weiter weg als Ausstieg zu den Museen bezeichnet wurde als die, die ich genommen hatte. Damit die Menschen irgendwo anstehen können. Verrückt.
Ein kurzer Abstecher zum Petersplatz zeigte auch dort eine Schlange für den Dom, die einmal um den ganzen Platz herum ging. Locker lang genug, um zwei Stunden in der Sonne zu braten.
In der Sonne braten, war auch mein Plan für den Nachmittag, allerdings nicht in Rom. Man kann mit einem Regionalzug ca. 30 Minuten in Richtung Mittelmeer nach Lido fahren, wo es Badestrände gibt. Also machte ich mich in Richtung Hotel auf den Weg mit der Idee, auf dem Weg Mittagessen einzusammeln.
Das hat besser funktioniert als erwartet. Ich bin eine leicht andere Route als die Tage davor gelaufen und an einem Fast-Food Nudelladen vorbei gekommen. Man kann sich das in etwa wie ein Vapiano in Deutschland vorstellen. Das meiste an Basics ist vorbereitet und geschnitten, dann wird daraus live eine leckere Portion Nudeln mit Soße nach Wahl produziert. Nur das eine Persion kassiert und die Zutaten zurrchtlegt und die andere auf sechs Platten auf einmal ganze viele Gerichte auf einmal jongliert. Als wäre das nicht schon beeindruckend genug zu sehen, war das Ergebniss eine leckere Cabonara. Also eine richtige, nach italienischem Rezept mit Eiern, Guanciale, Parmesan und sonst nicht viel dazu. Richtig lecker.
Ich könnte mir vorstellen, dass mit der Effizenz und der Qualität das ein echtes Geschäftsmodell in Deutschland sein könnte, was gegen Döner und anderes Fastfood bestehen kann.
Das Problem an dem leckeren Mittag war, dass ich angekommen im Hotel mich mal ganz kurz aufs Bett gesetzt habe. Und dann einfach eingeschlafen bin. Insofern hatte sich der Nachmittag am Strand dann auch erledigt.