Interrail-Tour Teil 2: Musée du Louvre et la Tour Eiffel
Paris Tag 2: Das Louvre
Ein Ticket für das Louvre hatte ich mir schon einige Wochen vorher gebucht, was sich als richtige Enscheidung herrausstelle. Nach einem außerordentlich mittelmäßigem Frühstück im Hotel bin ich schnell mit der Metro zum Pyramideneingang und musste dank des fixen Zeitslots um zehn Uhr nur wenige Minuten warten. Menschen die vor Ort ein Ticket kaufen wollten, haben schätzungsweise eine Stunde in der prallen Sonne stehen müssen.
Man kann jetzt sicherlich Tage über die Kunst im Louvre schreiben und das habe ich nicht vor. Aber ich habe in den Großteil aller Aussstellungen mal reingesehen. In fast jeder gab es etwas Spannendes zu entdecken, aber auch vieles was mich gar nicht interessiert hat. Da bin ich dann auch sehr schnell durch, wenn ich nicht irgendwas ins Auge gefasst hatte. Ansonsten kann man locker drei Tage fürs Louvre einplanen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Was wirklich angenehm im Lourve ist, ist die Weitläufigkeit.
Einerseits kann man seinen Orientierungssinn trainieren, denn der Plan des Museums ist wirklich nicht einfach. Und in echt sieht dann auch noch alles etwas anders aus, sodass man sich häufiger mal fragt, wo man denn gerade ist. Bis man dann irgendwo die rettende Raumnummer oder Karte mit Standort findet, um sich wieder orten zu können.
Andererseits kann man für die meiste Zeit den Menschenmassen aus dem Weg gehen. Klar, bei den weltbekannten Highlights ist die Hölle los. Aber bei allem anderen ist es wirklich ruhig.
Die folgenden Werke kannte ich vorher nicht, bin aber vor Ort auf irgendeine Art und Weise von jedem fasziniert worden. Und so sollte deutlich mehr zu erkennen sein, als wenn ich hier meine selbst abfotografierten Bilder benutze.
- François Biard - Magdalena Bay
- Ludolf Backhuysen - Retourschiffe der Ostindischen Kompanie
- Lubin Baugin - Le Dessert de gaufrettes
- John Martin - Pandemonium
Ansonsten ist mir Napoleons Wohnung in Erinnerung geblieben. Auf allen Ebenen beeindruckend. Optisch wahnsinnig opulent. Den Geruch kann man nicht beschreiben, aber es roch einfach nach Revolution. Der Boden quietschte, wie es sich für 200 Jahre Benutzung gehört. Da muss man einfach mal gewesen sein. Das kann keine Beschreibung und kein Foto einfangen.
Eng verknüpft mit Napoleon ist die Geschichte des Louvre, die auch eindrucksvoll dargestellt wird. Von einer Festung über einen Palast zu einem Museum. Über viele viele Jahre, verschiedene Herrscher und Staatsformen.
Wirklich spannend waren die Ägyptischen Ausstellungen. Und auch die Bildhauer aus Frankreich und Italien wussten zu Ihrer Zeit, was sie taten. Die Venus von Milo kann man sich schon mal in Ruhe anschauen - was auch schon nicht ganz so einfach war. Die breite Masse an Menschen ist leider mehr an dem Selfie mit dem Kunstwerk als an dem Kunstwerk selbst interessiert. Können sie ja alle machen. Aber wenn ich dann ganz vorne “dran bin”, einfach mal zwei Minuten schaue, ohne ein Selfie zu machen und dann darauf angesprochen werde, ist das schon seltsam.
Gegen 14:30 bin ich dann aber zum Endgegner übergegangen. Die Grande Galerie im Denon Flügel, Ebene 1. Der beste Vergleich, der mir einfällt ist eine Circlepit. Vielleicht zu Musik von Ed Sheeran, das dürfte vom Tempo passen. Alles schiebt in eine Richtung. Wenn man mitten drin ist, muss man einfach mitmachen. Wenn man gegen den Strom arbeitet, bricht man sich die Knochen. Wenn man es an den Rand schafft, hat man eine Chance auf selbstbestimmtes Bewegen.
Ich habe es an den Rand geschafft und konnte etwas Kunst genießen. Es ist wirklich krass, wie die Menschen zur Mona Lisa rennen und einen da Vinci wortwörtlich links liegen lassen. Ich bin kein großer Fan der “alten Meister”, aber die Felsgrottenmadonna von da Vinci hatte ich mir explizit vorgenommen. Ich mag das Bild, seit ich 2004 zum Abitur Dan Brown’s “Da Vinci Code” geschenkt bekommen und verschlungen habe. Leider habe ich bei meinem letzen London-Besuch die andere Version des Bildes von da Vinci nicht sehen können. Aber die des Louvre gilt eh allgemein als “besser”. Was auch immer das bedeutet. :)
Aber nun zum Elephant in the Room, der Mona Lisa. Ich würde mir das Bild wirklich gerne mal in Ruhe aus der Nähe anschauen. Aber
- als normaler Mensch stellt man sich im Louvre ungefähr eine Stunde an,
- kommt dann auf ca. vier Meter Entfernung an das Bild heran (Für ein knapp 80 cm hohes Bild ist das ganz schön weit weg.) und
- ist von Menschen umringt, die sich gegenseitig ernthaft herumschubsen, um das perfekte Selfie zu machen.
Die einzige Chance, die ich gesehen hab, um nah heran an das Bild zu kommen, ist, sich ein Kind mit so einem seltsamen Louvre-Wagen auszuleihen. Ich mag ja eigentlich Kinder, aber die Eltern ihre eigenen meist auch. Insofern war ich nicht bereit, den Konflikt des kurzfristig ungefragft ausgeborgten Kindes einzugehen. :)
Ne, im Ernst. Das war schon relativ crappy.
Warum dürfen Eltern mit Kindern an der Schlange vorbei nach ganz vorne, während normale Menschen ewig weit hinten bleiben müssen, nachdem sie die Schlange überlebt haben?
Hab ich einfach null Verständniss für.
Wäre ich auf die Entfernung der Kinder heran gekommen, hätte ich mir wirklich überlegt, mich dafür eine Stunde in die Schlange zu stellen.
So halt nicht.
Naja, nachdem ich die Mona Lisa nicht aus der Nähe gesehen hatte, ging es noch zu dem gigantisch großen Bild von Napoleons Krönung. Ich habe ein Detail- und ein Gesamtfoto gemacht. Das Bild ist einfach unglaublich groß und beeindruckend.
Für das Ende gab es nur noch festzustellen, dass ich in der Sonderausstellung “Pharao der zwei Länder” einfach nur noch durchgelaufen bin, ohne wirklich noch etwas aufzunehmen. Insofern ging es für mich um 16:30 nach über sechs Stunden spannenden Eindrücken erstmal zurück ins Hotel.
Der Plan nach dem Louvre
Eigentlich war mein Plan, nach dem Louvre eine Runde an der Seine laufen zu gehen. Also so richtig Training mit Tempo. Nicht Menschen vor Bars ausweichen wie am Mittwoch. Leider hab ich einen echt doofen Anfänger-Fehler gemacht. Am Mittwochabend hatte ich schon einen leichten Vorboten einer Blase am Fuss gemerkt, sodass ich Donnerstagmorgen mit einem Blasenpflaster losgezogen bin. Soweit so gut, aber eben dieses hatte sich am Freitagmorgen nach dem Duschen leider verabschiedet. Und ich hab es nicht gemerkt.
Es hat im Louvre etwas gezwickt, aber ich hab das gekonnt ignoriert. Joggen ist also erstmal raus. Bei dem geplanten Programm der nächsten Tage werde ich kaum einen Tag mit unter 30.000 Schritten auskommen. Da sind kaputte Füße keine Option. Insofern heißt es jetzt jeden Tag ein Blasenpflaster drauf und hoffen, dass das gut geht.
Paris Tag 3: Eiffelturm und Turmspringen
Zum Frühstück ging es dieses mal ins Café Casiopée. Ganz kleiner Laden - der Inhaber macht den Kaffee dort noch selbst. Also hab ich in bester Hipster-Manier den Laptop rausgeholt und bei Blätterteig-Gebäck ein bisschen am Blog getippt.
Das eigentliche Ziel des Tages war aber der Eiffelturm. Aus Montmartre sind es ein paar Meter bis dahin. Aber es ging mal wieder durch ein Viertel, was ich noch nicht kannte. Vorbei an Luxus Läden zur Pont Alexandre III. Wenn man nicht mehr weiß, wohin mit der Kohle und der Dekadenz, baut man eben mal so eine Brücke.
Ich hatte mir am Tag zuvor ein Online-Ticket für den Aufstieg per Treppe bis auf Plattform Zwei gekauft. Die Fahrt nach ganz oben war vollständig ausverkauft. Das Ticket mit dem Aufzug bis zur Plattform Zwei war nur noch vor Ort zu bekommen. Aber mir macht ein bisschen Treppenlaufen nichts aus. Insofern war das total okay für mich. Es gab in der Schlange zum Ticket-Office eine Anzeige, dass man für ein Ticket mit dem Fahrstuhl ca. 90 Minuten anstehen muss. Und danach steht man ja noch am Fahrstuhl an. Das haben sich tatsächlich sehr sehr viele Menschen angetan.
Der andere Effekt war aber, dass vereinzelt Leute, die weder die Treppen laufen wollten, noch von der körperlichen Fitness her sollten, sich dort hoch gequält haben. Es sind “nur” zwei mal 350 Stufen, aber es war auch 38℃ warm.
Wie auch immer. Ich hab mich ca. zwei Stunden auf dem Turm aufgehalten und sowohl den Ausblick genossen als auch die Konstruktion begutachtet. Auch von 120 Metern Höhe kann man schon recht weit gucken. Sogar Sacré-Cœur in Montmartre konnte man erkennen. Ich musste mich nur tatsächlich ein bisschen an die Höhe in Kombination mit dem recht starken Wind gewöhnen. Möglicherweise hab ich ein bisschen Höhenangst? Wenn ich mich an mein letzes Mal auf dem Eiffelturm erinnere, war mir dort sogar noch ein ganzes Stück unwohler. Dieses Mal war nach ein paar Minuten aber alles ok.
Zum späten Mittagessen ging es dann auf die Pont de Bir-Hakeim. Die Brücke ist bekannt aus Inception und einigen weiteren Filmen und man hat einfach einen mega Ausblick auf den Eiffelturm. Ziemlich cooler Spot für eine Pause. Außerdem ist die Brücke der Anfang der Insel der Schwäne, auf der am anderen Ende die größte der Pariser Freiheitsstatuen steht. Immerhin ein Viertel der Größe zum New Yorker Vorbild.
Auf dem Weg zum Eiffelturm am Vormittag hatte ich schon eine Menge aufgebauter Technik gesehen und laute Musik am Seine Ufer gehört. An diesem Samstag fand das Red Bull Cliff Diving in Paris statt. Turmspringen in die Seine. Typisch für ein Red Bull-Event - so aufgezogen, dass es auch ohne irgendeine Ahnung von dem Sport eine gute Show ist. Das hab ich mir bestimmt eine Stunde lang angeschaut. Gute Musik, glückliche Menschen mit guter Stimmung und ein bisschen Unterhaltung. Wobei die Schattenplätze bei weiterhin knappen 40℃ und keiner Wolke am Himmel begehrt waren.
Nach dem Turmspringen habe ich mir noch ein bisschen die Zeit vertrieben, unter anderem am Hôtel des Invalides und an der Seine.
Gegen 21 Uhr mit langsam einsetzender Dunkelheit hatte ich mir dann aber einen Picknick-Platz im Champ du Mars, dem Park vor dem Eiffelturm gesichert. Dort ist es üblich, sich abends, insbesondere samstags, mit Freunden zu treffen. Bei Essen und Wein, teilweise Gitarren und anderen Instrumenten genießt man dann den Abend.
Irgendwann beginnt der Eiffelturm, zu glimmen, und ab dann zu jeder vollen Stunde mit allem, was er hat, zu funkeln. Sehr cool anzusehen, aber inbesondere die Stimmung dort im Park ist einfach nett. Zumindest, wenn man das Glück von netten Picknick-Nachbarn hat. Zwischen zwei Eintracht-Frankfurt-Ultras und einem kreischenden Jungesellinen-Abschied musste ich dann irgendwann mal fliehen und mir einen anderen Platz suchen. :)